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Althochdeutsches Wörterbuch Bibliographische AngabenLogo SAW
Band 1, Lfg. 20 (1967)
Band 2, Lfg. 1 (1969)
Band 2, Lfg. 11 (1996)
Band 3, Lfg. 1 (1970)
Band 3, Lfg. 18 (1983)
Band 4, Lfg.1 (1986)
Band 4, Lfg. 24 (2001)
Band 5, Lfg. 1 (2001)
Band 5, Lfg. 11 (2007)
Band 5, Lfg. 18 (2009)
Band 6, Lfg. 1 (2009)
Band 6, Lfg. 18 (2015)
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Vorwort

Mit den vorliegenden Lieferungen 5—11 wird der Band II des „Althochdeutschen Wörterbuchs“ abgeschlossen, womit sich die seit dem Erscheinen der Lieferung 1 im Jahre 1970, der Lieferung 2 1975 und der Lieferungen 3—4 1983 entstandene Lücke schließt.

Theodor Frings hatte sich in den 60er Jahren veranlaßt gesehen, die Arbeiten am Band III E—F aufnehmen und beide Bände parallel laufen zu lassen, weil abzusehen war, daß der Druck des D nur langsam vorankommen würde. Die Schwierigkeiten, die sich bei den extrem materialreichen syntaktischen Kleinwörtern durch das Thesaurus-Prinzip der vollständigen Belegung ergeben, mußten zu Blockaden im Fortgang der Drucklegung führen. Nachdem inzwischen der Band III 1985 abgeschlossen und auch der Band IV G—J mit der 14. Lieferung 1995 weit vorangebracht werden konnte, war eine Entscheidung für die Schließung der Lücke im D allfällig geworden. Darauf drängten nicht nur seit Jahren schon die Benützer des Wörterbuchs und der Verlag. Es bestand auch eine mehr und mehr belastende Verpflichtung gegenüber der Gründerin des Werkes, Elisabeth Karg-Gasterstädt, die bis zu ihrem Tode 1964 unermüdlich daran gearbeitet hatte, wie auch gegenüber den in den 50er/60er Jahren an der Ausarbeitung der Artikel beteiligten Mitarbeitern Gertraud Müller († 1992), Heinrich Götz (seit 1988 im Ruhestand), Siegfried Blum († 1991), Christa Donath (1962 ausgeschieden). Von ihnen lagen ca. 800 größere und kleinere Wörterbuchartikel vor, von Frau Karg-Gasterstädt handschriftlich in feiner Sütterlin-Schrift; auch Ingeborg Schröblers Anteil aus den frühen Jahren der Arbeiten am „ Althochdeutschen Wörterbuch“ war noch zu nutzen mit dem Bedeutungsteil für den Artikel thoh. Diese lexikographischen Leistungen weiterhin ungenützt liegenzulassen war nicht länger zu verantworten.

In dieser Situation waren gründliche Überlegungen erforderlich, wie mit diesen Manuskripten und den noch verbliebenen Lücken zu verfahren sei. An den Erörterungen darüber haben sich mit hilfreichen Hinweisen und Anregungen aus ihren Erfahrungen und Einsichten die Mitglieder der Sprachwissenschaftlichen Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften schriftlich oder mündlich in der Beratung im April 1995 beteiligt; wir sind zu aufrichtigem Dank verpflichtet Rolf Bergmann (Bamberg), Friedhelm Debus (Kiel), Johannes Erben (Bonn), Wolfgang Kleiber (Mainz), Gotthard Lerchner (Leipzig), Manfred Mayrhofer (Wien), Heinz Mettke (Jena), Peter von Polenz (Trier), Ingo Reiffenstein (Salzburg), Rudolf Schützeichel (Münster), Stefan Sonderegger (Zürich), Aleksander Szulc (Krakau), Paul Valentin (Paris).

Die vorliegenden Manuskripte für die Appellativa im wesentlichen unverändert wiederzugeben, gebot nicht nur die Achtung vor der wissenschaftlichen Leistung Elisabeth Karg- Gasterstädts und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch der Fortgang der laufenden Arbeiten am Band IV sollte nicht einschneidend verzögert werden. Ohnehin erbrachten die abschließenden Arbeitsgänge bei der Zusammenstellung der 7 Lieferungen (Prüfung der Vollständigkeit der Ansätze, Durchsicht der Manuskripte unter formalen Gesichtspunkten, Ergänzung der Verweise, Verzeichnen der Komposita und Ableitungen u.a.) einen beträchtlich höheren Aufwand durch Umfang und längere Liegezeit der Manuskripte. Zudem warf die alphabetische Einordnung beim D einige spezielle Fragen auf (Ansatz unter D- oder T-). Eine Ü berarbeitung, die über eine solche formale Kontrolle tiefgreifend hinausging, schloß sich aus diesen Gründen von vornherein aus, obwohl die graduellen Abstufungen in den Leistungen der Mei-

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sterin, denen ihrer älteren Mitarbeiter und den Ausarbeitungen einer Anfängerin wie Christa Donath bei der Zusammenstellung des Bandes deutlicher sichtbar wurden, als sich die Differenzierungen in den Handschriften an einem großen Gemeinschaftswerk immer werden ablesen lassen. Bei der Durchsicht der vorliegenden Manuskripte konnte trotzdem nur bei offensichtlichen Versehen und Mängeln eingegriffen werden, einige Male auch in die Gliederung der Artikel. Insbesondere verbot sich wegen des unvertretbaren Zeitaufwandes eine neue Interpretation aus den Quellen, auch die Einarbeitung neuer Funde (lediglich Hinweise als Nachträge unter den Artikeln) und jüngerer Literatur. Obendrein waren nachträglich etwa 70 noch fehlende Artikel auszuarbeiten, die nunmehr selbstverständlich nach den heute geltenden Bearbeitungsregeln gestaltet wurden. Um die Unterschiede zu dokumentieren, sind die Namen der früheren Artikelbearbeiter am Ende des jeweiligen Artikels genannt, für die nachgetragenen Artikel ist die Jahreszahl 1995 gesetzt worden. Nach 1995 veröffentlichte Nachträge und Korrekturen konnten nicht mehr berücksichtigt werden.

Zu den materialreichen Kleinwörtern, die den ursprünglichen Hinderungsgrund für den zügigen Fortgang bei den Lieferungen im Band II C—D bildeten, waren nur Vorarbeiten bzw. Formenteile vorhanden. Es waren schwerwiegende Entscheidungen notwendig, was davon, teilweise ergänzt, in das Wörterbuch aufgenommen werden konnte. Das betrifft die Konjunktionen/Adverbien thaz, thô und die Pronomina ther, thesêr, thû, thîn sowie die Artikelformen ther, thiu, thaz.

Wie beim Personalpronomen er, siu, iz im Band III legte sich ein Verzicht auf ther, thiu, thaz in Artikelfunktion nahe, nicht nur weil die Massen von Belegen den Rahmen des Wörterbuchs sprengen, sondern auch weil die syntaxgeschichtliche Frage der Nichtsetzung von Artikel und Personalpronomen (im Nominativ) aus unserem Wörterbuchmaterial nicht zu beantworten ist. Außerdem ist die Zahl der am vollständigen Material Interessierten gewiß nur gering; für sie stehen unsere in großen Zügen geordneten Zettelkästen zur Benützung in Leipzig jederzeit bereit. Auch für ther, thiu, thaz als Pronomen mußten wir schließlich diesen Weg gehen, weil die Vorarbeiten auch nur für eine listenmäßige Ordnung der Formen nach Demonstrativum und Relativum nicht ausreichten. Nur die Sonderentwicklung, die zu theste (11. Jh.) führt, sowie die Verwendung des Instrumentals thiu (insbesondere nach Präpositionen und bei Komparativen) wird dokumentiert.

An thaz als Konjunktion hat Gertraud Müller seit Ende der 50er Jahre immer wieder, auch noch nach ihrem Übergang in den Ruhestand, gearbeitet und bei ihrem Tode das weitgehend geordnete Material (ohne die Glossenbelege) und dazu 23 Blätter einer (noch unvollständigen) Gliederung des Artikels hinterlassen. Bei einer ganzen Reihe von Belegen war sich Gertraud Müller offensichtlich bis zuletzt nicht sicher, wo diese in ihr System einzuordnen seien, was zweifellos in den Vagheiten des Ordnungsprinzips begründet war. Auch wenn es nicht gerade leicht war, daraus ein druckfertiges Manuskript zu gestalten, haben wir doch gemeint, diese syntaxgeschichtlich tragenden Leistungen als postume Publikation darbieten zu müssen. Dabei zeigte es sich, daß es gewisse Vorteile hatte, wenn Gertraud Müller bei den Grundsätzen der traditionellen Grammatik geblieben ist, die auch heute noch dem Grammatiker bekannt sein müssen, wenn er zu neueren syntaktischen und semantischen Regeln vorzudringen bestrebt ist. In der funktional-semantischen Gliederung sind nun alle Belegstellen (außer den Glossen) zugeordnet; allerdings wurde hier auf die Ausführung von Textzitaten verzichtet, zumal die Erklärung der semantisch-syntaktischen Relationen der Hypotaxe zumeist eines weitaus breiteren Kontextes bedarf.

Die Reduktionen im syntaktischen Bereich mögen vom Thesaurus-Prinzip her zu bedauern sein. Sie waren freilich indirekt bereits in der ursprünglichen Konzeption angelegt, nicht nur weil die massenhaften Materialmengen arbeitstechnisch wie auch drucktechnisch zu unverträglichen Stauungen führen mußten, sondern auch weil im formalsyntaktischen Bereich an-

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dere Prinzipien wirksam werden als in der lexikalischen Semantik. Zu bedauern ist jedoch vor allem, daß die appellativischen Wortartikel deshalb so lange ungenützt liegenbleiben mußten. Diese sollten so gelesen werden, als ob sie in den 60er Jahren erschienen wären, die vorsichtigen Eingriffe bei der heutigen Durchsicht als Nachträge bedenkend. Daß die Ausarbeitungen aus den 50er und 60er Jahren in ihren wesentlichen Bestandteilen noch heute vor den kritischen Augen einer neuen Bearbeitergeneration Gültigkeit beanspruchen können, legt Zeugnis ab von der Richtigkeit der Konzeption des Werkes und von der Leistungsfähigkeit der beteiligten Lexikographen.

Für ihr intensives Engagement und ihr umsichtiges Vorgehen bei der Überarbeitung der vorliegenden Manuskripte, bei der Neubearbeitung restlicher Bestände im Material und bei der Zusammenstellung der Lieferungen 5—11 des Bandes II gebührt besonderer Dank den bewährten Kräften der Wörterbucharbeitsstelle Frau Dr. Ingeborg Köppe und Frau Dr. Sybille Blum, die beide noch in den 60er Jahren die Arbeitsweise von Elisabeth Karg-Gasterstädt kennengelernt haben, daneben aber auch schon den Nachwuchskräften Irmgard Hagl und Almut Mikeleitis-Winter. Bei den formalen Arbeitsgängen haben sich verdient gemacht Bernhard Langer, Ulrike Seeger und Beate Knipper. Die Texterfassung am Computer lag in den Händen von Gerti Rünzel.

An seinem Platz war jeder sein Bestes zu geben bemüht und möchte schließen mit Otfrid:

Nu bifílu ih mih hiar then béziron allen in wár (O 5,25,87).

Leipzig, im Juni 1996 Rudolf Große
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Vermerke auf den Innenseiten der Broschurumschläge der einzelnen Lieferungen:

Erste Lieferung, 1970:

An der Ausarbeitung dieser Lieferung waren beteiligt Siegfried Blum, Heinrich Götz, Sybille Habermann. Es lagen auch Entwürfe von Elisabeth Karg-Gasterstädt vor. Die Artikel der Sippe than, thana verfaßte, Entwürfe von Theodor Frings und Ingeborg Schröbler verwertend, Gertraud Müller. Die Zusammenstellung der Lieferung besorgten Elfriede Ulbricht und Ingeborg Köppe.

Zweite Lieferung, 1975:

Den Artikel thanne schrieb Gertraud Müller.

Dritte und vierte Lieferung, 1983:

Die Sippe thâr, thr, thara bearbeitete Gertraud Müller.

Fünfte bis elfte Lieferung, 1997:

Diese Lieferungen wurden erstellt auf der Grundlage von Artikeln der früheren Mitarbeiter Siegfried Blum, Christa Donath, Heinrich Götz, Elisabeth Karg-Gasterstädt, Gertraud Müller, Ingeborg Schröbler. Ergänzungen, Korrekturen und Erarbeitung noch fehlender Artikel wurden vorgenommen von Sybille Blum, Irmgard Hagl, Beate Knipper, Ingeborg Köppe, Almut Mikeleitis-Winter, Ulrike Seeger.