Althochdeutsches Wörterbuch ![]() | ![]() | |||||||||||||||||||||||||
[Spalte V]
Vorwort Vorwort zum IV. Band Mit den vorliegenden Lieferungen kommt der Band IV des Althochdeutschen Wörterbuches zum Abschluß. Damit ist die Wegstrecke zur Vollendung des Werkes, wie es sich Theodor Frings und Elisabeth Karg-Gasterstädt seit der Übernahme des Materials im Jahre 1935 vorgenommen hatten, noch nicht ganz bis zur Hälfte zurückgelegt. Aber es kann nach gewissen Schwierigkeiten in den 60er/70er Jahren auf eine Verstetigung und Beschleunigung des Fortgangs verwiesen werden. Nach vorbereitenden Konzeptionsschritten und zahlreichen Artikelvorstufen wurden zur Ausarbeitung der endgültigen Wörterbuchartikel und zur Drucklegung der Lieferungen benötigt
Daraus leitete sich die Zuversicht ab, daß die Fertigstellung des Werkes, wie bei der Evaluierung 1991 prognostiziert, bis zum Jahre 2030 zu bewältigen sein wird. Für die Vorhabenprüfung durch eine Kommission der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften im Jahr 1999 war eine detaillierte zeitliche Planung angefordert worden; wir haben uns nach gründlichen vergleichenden Überlegungen auf folgende Abschnitte (‘Schnittstellen’) festgelegt:
Dabei war für die letzten Bände in Rechnung gesetzt, daß nicht nur (wie schon in den zurückliegenden Jahren) die wachsende Erfahrung der Mitarbeiter zum Tragen kommt, sondern auch die Vorarbeiten an verwandten Wörtern, die im Alphabet vorangegangen sind, auf den späteren Strecken Eingang finden. Diese zeitliche Planung ist von der Evaluierungskommission 1999 für den nächstfolgenden Band V als uneingeschränkt überzeugend befunden worden, zumal in den letzten Jahren bereits jeweils zwei bis drei Lieferungen zum Druck gebracht werden konnten. Die weitere Planung setzt nach Auffassung der Kommission eine gewisse Straffung und eine deutliche Steigerung der Produktionsgeschwindigkeit voraus, was durchaus mit unseren Erfahrungen übereinstimmt. Die vorgeschlagenen flankierenden Maßnahmen technisch-organisatorischer Art sind, soweit sie finanziell tragbar waren, in die Wege geleitet worden. Die Möglichkeiten der Konzentration bei der Artikelgestaltung und auch der Eliminierung bestimmter Teile des Materials sind bei der Arbeit an den Bänden II–IV bereits erprobt worden, damit sie mit Beginn des V. Bandes durchgängig in vollem Umfang wirksam werden können. Über bereits eingeführte Veränderungen in der Darbietung wurde jeweils in den Vorworten mit der notwendigen Begründung berichtet. Hier sei das Wesentliche nochmals zusammengestellt. Bedingt durch die Lückenhaftigkeit der althochdeutschen Überlieferung weisen etwa 80 % der Wortartikel weniger als 10 Belege auf und kommen für eine Kürzung nur in Ausnahmefällen in Betracht. Dazu kommt, daß die vollständige Zitierung der Glossenbelege, die einen großen Anteil des Gesamtmaterials ausmachen, erhalten bleiben muß, um dem Benutzer über die Wortverzeichnisse bei Steinmeyer hinaus jeweils die notwendigen lateinischen Kontexte zu liefern. Die Kürzungen betreffen im wesentlichen die Bedeutungsteile der Artikel und in ihnen die Belege aus den althochdeutschen Texten. Dabei werden nach wie vor die Bedeutungen und Verwendungen eines Wortes vollständig verzeichnet, es wird je nach Aussagewert lediglich darauf verzichtet, alle Belegstellen ausführlich darzustellen. Wir halten eine repräsentative Auswahl an ausgeschriebenen Belegen für ausreichend, wobei nach Möglichkeit auch die zeitliche wie die geographische Verteilung berücksichtigt werden soll. Der Rest der Belege wird numerisch aufgeführt. Außergewöhnlich materialreiche Artikel einiger Pronomina und weniger Konjunktionen würden die Bearbeiter jeweils auf sehr lange Zeit binden, in der sie für ein zügiges Weiterarbeiten im Alphabet ausfallen müßten. Deshalb haben wir uns entschlossen, solche Artikel, zumal sie nach Umfang und Darstellungsweise den Rahmen eines Wörterbuchartikels ohnehin sprengen, außerhalb des Althochdeutschen Wörterbuchs durch Interessenten in Monographien bearbeiten zu lassen. Diese Verfahrensweise wird auch noch dadurch legitimiert, daß sie ermöglicht, artikelübergreifende Beobachtungen (z. B. bei ther, thiu, thaz auch das Fehlen des bestimmten Artikels in gewissen Fällen) und Vergleiche semantisch-syntaktisch ähnlicher Wörter (z. B. inti/joh) darzustellen. Bei allen Überlegungen gilt jedoch: die Grundkonzeption des Werkes als Thesaurus [Spalte VI] muß erhalten bleiben. Seine Vollständigkeit in der Materialdarbietung und seine Exhaustivität in der Interpretation wurden zu Recht von Gutachtern und Rezensenten betont. Das bedeutet, daß im Formenteil weiterhin alle Schreibformen mit Belegstellen erscheinen und im Bedeutungsteil die Belege vollständig verzeichnet werden, wenn auch bei zahlreichen Belegen für eine Bedeutung zum Teil nur als Stellenangabe. Dadurch wird jedem, der auf das Gesamt der Belege für ein Wort angewiesen ist, der Zugang dazu ermöglicht. Die Dokumentation nur spät überlieferten Wortgutes wurde eingeschränkt (vgl. die Hinweise im Abkürzungsverzeichnis Band IV Lieferung 16). Das Leipziger Althochdeutsche Wörterbuch ist nicht einfach eine Hilfe zum Übersetzen. Wenn in den Artikeln neuhochdeutsche Übersetzungsäquivalente aufgeführt werden, sind diese nicht schon Ziel der Darbietung, sondern nur ein Schritt neben mehreren anderen hin zu einer vergleichenden Wortgeschichte, die Formen und Bedeutungen umfaßt und auf eine Sprachgeschichte als Kulturgeschichte ausgerichtet ist. Der Abschluß des Bandes IV bietet dem Unterzeichnenden die angemessene Gelegenheit, sich nach 33 Jahren von der Leitung des Projekts Althochdeutsches Wörterbuch zurückzuziehen. Es waren teilweise schwere Zeiten, die in den 70er Jahren bis an die Grenze der Existenz der Arbeitsstelle führten. In dieser Phase war Vizepräsident Edgar Lehmann ein wohlwollender Fürsprech des Unternehmens. Danach haben die Präsidenten Werner Bahner, Günter Haase und Gotthard Lerchner zumeist mehr als die notwendige Fürsorge obwalten lassen. Letztlich hat die internationale Wertschätzung den stetigen Fortgang des Werkes gesichert. In dieser Richtung hat die 1971 geschaffene Sprachwissenschaftliche Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in zunehmendem Maße förderlich gewirkt, indem sie fachspezifisch ausgewiesene Sprachhistoriker mit ihren Kenntnissen, Erfahrungen und Erwartungen in die anstehenden Entscheidungen zur Artikelgestaltung, zu konzeptionellen Varianten, zur publikationstechnischen Planung unmittelbar einbezog. In diesem Rahmen sind wir für wertvolle mündliche und schriftliche Ratschläge neben anderen zu Dank verpflichtet: Rolf Bergmann (Bamberg), Friedhelm Debus (Kiel), Johannes Erben (Bonn), Wolfgang Kleiber (Mainz), Gotthard Lerchner (Leipzig), Manfred Mayrhofer (Wien), Heinz Mettke (Jena), Peter von Polenz (Trier), Ingo Reiffenstein (Salzburg), Rudolf Schützeichel (Münster), Stefan Sonderegger (Zürich), Aleksander Szulc (Krakau), Paul Valentin (Paris). In der 1997 nachfolgenden konzentriert „Vorhabenbezogenen Kommission Althochdeutsches Wörterbuch“ haben unter Leitung von Gotthard Lerchner nachhaltig mitgewirkt: Johannes Erben, Rosemarie Lühr, Ingo Reiffenstein und Rudolf Schützeichel. In der Zeit nach der politischen Wende war 1991 die Evaluation durch einen Gutachterausschuß unter Leitung von Karl Stackmann (Göttingen) für den Fortgang der Arbeiten sehr hilfreich. Der von der Union der Akademien der Wissenschaften 1999 berufenen Evaluierungskommission gehörten an: Rolf Bergmann (Bamberg), Kurt Gärtner (Trier) und Günter Neumann (Würzburg); ihnen gebührt unser Dank für wohlwollende Einschätzung, kritische Beurteilung der Planung und nützliche arbeitstechnische Anregungen. Ausschlaggebend für das Gedeihen eines umfassenden, langfristig angelegten wissenschaftlichen Werkes sind die Leistungen der Mitarbeiter. Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft vorausgesetzt, stellt das Arbeitsklima in der Gruppe von Wissenschaftlerinnen (bei uns immer in der Mehrheit) und Wissenschaftlern einen entscheidenden Faktor dar. Die philologische Gediegenheit und kulturhistorische Gründlichkeit von Elisabeth Karg-Gasterstädt, ihre lexikographische „Besessenheit“ und persönliche Bedachtsamkeit wirken, über die Generationen von Mitarbeitern vererbt, bis in die Gegenwart nach. Dies hat freilich nicht verhindert, daß es in den 60er/70er Jahren, von durchaus förderlichem Ehrgeiz genährt, über heftig geführten Streit in wissenschaftlichen Fragen hinaus auch zu leidigen persönlichen Querelen gekommen ist. Daß sie schließlich vollständig beseitigt werden konnten, beruht wohl vor allem darauf, daß das sachliche Engagement und das wissenschaftliche Verantwortungsgefühl stets maßgeblich geblieben sind. Es hat sich gut gefügt, daß neben den älteren Mitarbeitern, die noch die Arbeitsweise von Elisabeth Karg-Gasterstädt und Theodor Frings kennengelernt hatten, schrittweise jüngere Mitarbeiter eingeführt werden konnten, so daß in der Abfolge der Generationen keine Brüche entstanden. Ich habe allen zu danken, darf aber die integrierenden Leistungen und auswertend weiterführenden Publikationen der Arbeitsstellenleiter Heinrich Götz (1978–1988, zuvor geschäftsführender Mitarbeiter), Siegfried Blum (1988–1991) und Ingeborg Köppe (seit 1991) besonders würdigen, ohne die das Werk nicht so gut vorangekommen wäre. Unter der Leitung von Gotthard Lerchner, der mit Theodor Frings gerade auch auf dem Gebiet der Wortforschung im Germanischen noch eng zusammengearbeitet hat, wird es weiter sicher vorwärtsgehen. „So fortan!“ schrieb Theodor Frings in den letzten Jahren unter seine kurzen Dankesgrüße.
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